Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März 2024

Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März 2024

Ole, Du singst ja!“

Wie Frühförderung Kindern mit Down-Syndrom und ihren Eltern helfen kann

VOGELSBERGKREIS (pm) – Rund 40.000 Menschen mit Down-Syndrom leben in Deutschland. Der Sozialdienstleister Kompass Leben mit Hauptsitz in Herbstein, berichtet anlässlich des heutigen Welt-Down-Syndrom-Tages (21. März 2024) aus dem Leben einer betroffenen Familie und stellt die Möglichkeit der Motopädagogischen Förderung vor.

„Wir gehen heute nach dem Frühling schauen“, sagt Marion Fleischer von der Kompass Leben Frühförder- und Beratungsstelle zur Begrüßung von Ole, der mit seiner Mutter zum wöchentlichen Kurs „Motopädagogische Förderung mit dem Pferd“ kommt. Er kann es kaum erwarten, auf das Islandpferd namens Fenja zu steigen. Der Siebenjährige hat das Down-Syndrom und kommt seit zwei Jahren zum Kurs von Marion Fleischer nach Herbstein an die Reithalle. Ziel des Kurses ist es, dass Ole körperlich, geistig, emotional und sozial gestärkt wird.

Bild: Ole hat Freude beim Kurs mit Marion Fleischer.

„Ole entwickelte sich nach der Geburt zunächst normal“, schildert seine Mutter Ute Gohlke. Erst mit 1 ½ Jahren habe die Kinderärztin dazu geraten, dass eine Förderung für ihn sinnvoll sei. Ole ist das vierte Kind in der Familie Gohlke. Er hat drei ältere Geschwister und besucht vormittags zurzeit einen integrativen Kindergarten.

Als die Diagnose feststand, war ich sehr erschrocken“

Als Ole auf die Welt kam und man bei ihm das Downsyndrom feststellte, war ich schon sehr erschrocken“, sagt Ute Gohlke. Sie habe lange gebraucht, um anerkennen zu können, dass ihr viertes Kind sich anders entwickeln wird, als die drei vorher geborenen. „In mir waren ganz viele Fragen und auch Druck“, schildert sie ihre Gefühle. Sie habe zum Beispiel lange gewusst, dass in ihrem Wohnort bei Schlitz noch ein Kind geboren sei, das das Downsyndrom habe. Doch die Mütter hätten keinen Kontakt zueinander hergestellt. Erst vor kurzem sei es zu einem Austausch gekommen. „Ich musste zunächst einmal selbst mit der neuen Situation klarkommen“, sagt Ute Gohlke, die noch immer etwas Wehmut in sich trägt, darüber, dass ihr Sohn sich nicht so schnell entwickelt wie ihre erstgeborenen Kinder. Er ist vom Entwicklungsstand zwei bis drei Jahre seinem eigentlichen Alter hinter her. Er kann nicht flüssig sprechen, er ist kleiner als Gleichaltrige und auch seine Motorik muss er noch schulen.

Dass der Austausch mit Eltern von Kindern mit ähnlicher Symptomatik wichtig ist, darauf weist auch Helen Leuner-Abel von der Kompass Leben-Erstberatung in der Frühförder- und Beratungsstelle hin: „Bei komplexen Themen, wie hier das Thema Down-Syndrom, ist es immer wichtig, sich zu solidarisieren. Über unsere Elternkurse in der Frühförder- und Beratungsstelle können sich die Eltern kennenlernen und miteinander vernetzen. Eine Mutter, die ich kenne, der ist dies zum Beispiel sehr wichtig. Über den gegenseitigen Austausch bekommt man schnelleren und leichteren Zugang zu Informationen. Darunter fallen Fragen wie etwa: ,Bei welchem Orthopäden wart denn Ihr? Und hat Euch der Besuch geholfen?‘ – Es ist ein Erfahrungsaustausch auf kurzem Weg.“ Und Sebastian Mohrs, Leiter der Frühförder- und Beratungsstelle ergänzt: „Wir sind nicht nur die Berater und Förderer des Kindes, sondern konkret auch der der Eltern. Denn sie müssen ja lernen, mit der Diagnose und mit den Symptomen umzugehen.“

Ute Gohlke hat das Angebot der Frühförder- und Beratungsstelle von Kompass Leben angenommen. Sie und Ole bekamen von den Sozial- und Heilpädagogen von Kompass Leben Zuhause in Bernshausen Besuch. Dort verfestigte sich auch der Kontakt und die Förderangebote wurden individuell auf Ole zugeschnitten und gemeinsam erarbeitet. Inzwischen kennt Ole das Pferd Fenja und Kursleiterin Marion Fleischer gut und die drei sind ein eingespieltes Team. Mama Ute kann entspannt hinter ihnen her spazieren.

Ruhu“, ruft Ole Fenja zu. Das bedeutet „Hüh“. Er ist an diesem Nachmittag gut drauf und möchte das Pferd motivieren, schneller zu laufen. Marion Fleischer legt während des rund einstündigen Spaziergangs rund um die Herbsteiner Reithalle, bei dem das Pony von Marion Fleischer geführt wird, immer wieder kleine Pausen ein. Sie zeigt Ole kleine Piktogramme (Bildzeichen), die er in körperliche Gesten umsetzen soll. Eine Karte zeigt eine Hand, deren fünf Finger das Wort „Stopp“ zeigen. Ole reagiert, sagt und zeigt: „Stopp!“ Während der Übungen lachen beide ganz viel miteinander. „Das Lachen und die Freude der Kinder ist für mich der größte Lohn“, sagt Marion Fleischer, die als ausgebildete Sozialpädagogin mit Fortbildung im Bereich Motopädagogischer Förderung inzwischen auf fast 30 Jahre Berufserfahrung blicken kann. „Spielen und Lachen ist Nahrung für Körper und Seele“, sagt sie. „Angst und Druck hemmen.“

Der spielerische und angstfreie Umgang mit dem Pony fördere bei den Kindern Bewegung und Selbstvertrauen. Die Wahrnehmung werde geschult und die Persönlichkeitsentwicklung positiv unterstützt, beschreibt sie den Zweck ihres Wirkens.

Und der Lohn ihres heutigen Kurses zeigt sich dann auch direkt bei der Rückankunft an der Reithalle: Während sich Ole bei Pony Fenja für die heutige Stunde bedankt und verabschiedet, stellt Marion Fleischer freudig fest: „Ole, Du singst ja!“

Bild: Ole singt und verabschiedet sich von Fenja.

Hintergrund:

Menschen mit Down-Syndrom besitzen 47 statt 46 Chromosome. Chromosome sind Erbanlagen. Üblicherweise befinden sich in jedem Zellkern 23 weibliche und 23 männliche Chromosome. Beim Down-Syndrom ist das Chromosom Nr. 21 dreimal vorhanden, daher sagt man auch Trisomie 21. Das zusätzliche Chromosom prägt das Aussehen und beeinflusst die motorische, sprachliche und geistige Entwicklung. Diese läuft häufig erheblich langsamer ab. Wie sich ein Kind mit Trisomie 21 entwickelt, lässt sich nicht vorhersagen. Während manche Menschen ihr Leben lang Unterstützung benötigen, sind andere weitgehend selbständig.

Die Frühförder- und Beratungsstelle von Kompass Leben ist eine den Ärzten nachgelagerte Stelle. Kinderärzte oder Kliniken verweisen über die Nachsorgebetreuung Eltern von Neugeboren an die Erstberatung. Die Entscheidung, ob Eltern das kostenlose Angebot annehmen, entscheiden sie selbst.

Über die Erstberatung wird auf den individuellen Einzelfall hin gemeinsam mit den Eltern entschieden, welche Förderangebote für das Kind in Frage kommen. Die Beratung kann dabei in der Frühförder- und Beratungsstelle in Alsfeld, Lauterbach oder auch Zuhause in den eigenen Räumlichkeiten


Kontakt

Beratung und Ansprechpartner für Angehörige und Eltern von Kindern mit Autismus-Symptomen
Frühförder- und Beratungsstelle von Kompass Leben e.V.

in Alsfeld: Hellen Leuner-Abel, E-Mail: h.leuner-abel@kompassleben.de; Telefon: 0160/ 7498199

in Lauterbach: Sandra Geisensetter, E-Mail: s.geisensetter@kompassleben.de; Telefon: 0160/ 92128714

Die Beratung in der Frühförder- und Beratungsstelle von Kompass Leben e.V. erfolgt für Ratsuchende kostenlos und unverbindlich.


(© Nina Graupner)

Bild 3: Piktogramm

Bild 4: Voller Selbstvertrauen führt Ole das Pferd Fenja

  • Kompass Leben e.V.

    Pestalozzistraße 1
    36358 Herbstein

    Tel.: 06643 91853 0
    Fax: 06643 7246
    E-Mail: info@kompassleben.de

  • Ihre Nachricht an uns

    Treten Sie mit uns in Kontakt!
    Wir beraten Sie sehr gerne.

      Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kontaktformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und gespeichert werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an datenschutz@kompassleben.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

    Your link text Wir verwenden Google Analytics, um nähere Informationen über das Nutzerverhalten unserer Website zu erlangen. Weitere Informationen hierzu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Mit diesem Button können Sie der Nutzung von Google Analytics widersprechen.